Ich hatte schon einige Male das Gefühl ich sei der Einzige, der die SNB-Zweckgesellschaft infrage stellt. Es gibt nun mit Volker Grossmann und David Stadelmann auch Ökonomen, welche das Schweizer Stabilisierungspaket des Finanzsystems aus einem kritischen Blick betrachten.

Diese Woche gab Bundesrat Samuel Schmid seinen Rücktritt bekannt. Wahrscheinlich sind die Politiker froh, dass sie sich in den nächsten paar Wochen nicht mit der anspruchsvollen Sachpolitik wie der Finanzkrise konfrontiert werden. Für den Schweizer Politiker ist es geistig viel leichter über die Nachfolger/in von Bundesrat Schmid zu debattieren als seine Unkenntnisse über die aktuelle Finanzkrise zur Schau stellen zu müssen.

Ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr über den UBS-Rettungsplan zu schreiben. Wenn ich aber unsere finanztechnisch naiven Politiker höre, kann ich es nicht unterlassen, meine Bedenken nochmals zu äussern. Für mich haben viele unserer politischen Eliten, ein Investmentniveau, was bestenfalls für die Adressenkartei des ehemaligen Basler Financier Dieter Behring taugt.

In „Die UBS beansprucht nun doch Staatshilfe“ sind gemäss der Aussage von EBK-Präsident Eugen Haltiner die Subprimepapiere zu 90% und ALT-A um die 60% von der UBS abgeschrieben worden. Viele Schweizer Politiker gehen noch immer davon aus, dass Hypothekenpapiere nie zu 100% abgeschrieben werden müssen. Dies mag für Pfandbriefe oder auch ähnliche Konstrukte zutreffen, nur handelt es sich bei diesen verbrieften Papieren um eine komplizierte Verbriefung von Hypotheken. Von der Khan Academy gibt es auf You Tube Videos, die komplizierte Dinge einfach erklären, wie beispielsweise:

Why these CDOs could be worth nothing

In der Sonntagszeitung vom 16.11.2008 wird im Artikel „Noch ist Zeit umzudenken“ der UBS-Plan kritisch beleuchtet. Die beiden oben benannten Ökonomen haben bemerkt, dass die Schweiz als einziges Land, den von US-Finanzminister Henry Paulson vorgeschlagenen Plan umsetzt. Henry Paulson selbst verfolgt seinen ursprünglichen Plan mit dem Aufkaufen der faulen Bankkredite nicht mehr. Die Autoren sehen auch, dass die Immobilienpreise ein Abwärtspotenzial von 25% haben können, was den Schweizer Steuerzahler zirka 15 Milliarden kosten würde.

Beim ursprünglichen Paulson Plan verfolgte ich teilweise die Diskussion in den USA über die Ermittlung der Preise der faulen Wertpapiere. Die zwei Autoren erkennen dieses Problem auch für die SNB-Zweckgesellschaft:

Entscheidend ist der Preis, zu dem die Wertpapiere abgenommen werden. Werden die Papiere zum derzeitigen risikoadjustierten Wert – den “fair value” des Marktes – von der Nationalbank übernommen, stürzt die UBS weiter in die Krise. Die Wertpapiere müssen also zu einem höheren Preis gekauft werden, um die Probleme der Bank zu lösen. Die ist aber eine Umverteilung vom Steuerzahler zur UBS, da die Bank keine Gegenleistung erbringen muss.

Diese Problematik des ursprünglichen Paulson Planes wurde sofort von der US-Presse und den US-Politikern aufgeworfen. In der Schweiz scheinen unsere Politiker und Wirtschaftsleute dieses Problem nicht einmal zu erkennen. Ich bin schon erstaunt, wie verantwortungslos die schweizerische Exekutive mit unseren Steuergeldern beim UBS-Stabilisierungsprogramm umgeht.

Die beiden Ökonomen sehen andere Formen von Hilfe für die UBS, beispielsweise die Beteiligung des Staates durch Aktien mit Stimmrecht.


UBS-Rettungsvehikel schon unter Wasser

Gemäss der Sonntagszeitung vom 16.11.2008 steht die SNB-Zweckgesellschaft schon mit einer Milliarde USD im Minus. Damit ist der 6 Milliarden USD Puffer der UBS schon im ersten Quartal dieses Rettungsvehikel verbrannt worden. Wie heisst es so schön: Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste.

Nachtrag 22.11.2008:
Gemäss dem BusinessWeek vom 24.11.2008, haben die 10 grössten Investment Banken im Jahr 2006 für über 1.5 Billionen USD Mortgage-Backed Securities verkauft. Im Jahre 2000 waren es noch bescheidene 245 Milliarden USD. Im Jahre 2006 war die Wall Street richtig süchtig nach Subprime Hypotheken, diese hatten die höchsten Zinsen und waren die profitabelsten. Ein interessanter Artikel, siehe „Sex, Lies, and Subprime Mortgages„.

Das Stabilisierungsprogramm des Bundes/SNB für die UBS kann auch zu einem Bumerang für die UBS werden. Die plötzliche Informationsoffensive der UBS und SNB in dieser Woche bzw. an diesem Wochenende können nichts Gutes bedeuten, wahrscheinlich rennen der UBS die Kunden in Scharren davon. Zurzeit versucht die UBS den Geldabfluss zu stoppen und hat dazu mehrere Aktionen eingeleitet:

und die SNB setzt noch eines darauf:

Ob alle diese Pressebeiträge auch der Wahrheit entsprechen, ist eine andere Frage.

Ich habe schon ausgeführt, warum ich von der SNB-Zweckgesellschaft wenig halte. Heute bin ich sogar noch mehr der Überzeugung, dass das Stabilisierungsprogramm der UBS viel mehr schaden als nützen wird. Wahrscheinlich stellen sich auch andere, folgende Frage:

Wie schlecht besteht es wirklich um die UBS? Den UBS-News „UBS entfernt Risikopositionen aus ihrer Bilanz durch Transaktion mit der Schweizerischen Nationalbank“ kann folgender Text entnommen werden:
UBS wird zusätzlich Schuldinstrumente (primär Nicht-US-Papiere) mit einem Nettowert von USD 18 Milliarden an die Zweckgesellschaft übertragen. Dabei handelt es sich um ein breites Spektrum von Wertschriften, die mit unterschiedlichen Vermögensklassen unterlegt sind. Die Einbeziehung dieser Positionen gründet auf dem Entscheid von UBS, ihr Verbriefungsgeschäft abzubauen und führt gleichzeitig zu einer besseren Diversifizierung des Portfolios der Zweckgesellschaft.

Warum wurde Zweckgesellschaft mit noch mit weiteren Schuldinstrumenten nicht US-Assets auf USD 60 Milliarden aufgestockt. Braucht die UBS wirklich soviel Cash, um nicht bankrottzugehen, oder handelt es sich nur um eine Konsolidierung der Lage, wie der SNB-Präsident Jean-Pierre Roth in „Aber die Realität der Märkte ist anders“ betont?

Leider hat sich die SNB von der schlechten Kommunikation der UBS anstecken lassen und erachtet es als unnötig für die gewünschte Transparenz in der SNB-Zweckgesellschaft zu sorgen.

Nun, ich glaube mit diesem Stabilisierungsprogramm hat sich die UBS als Vermögensverwalter vollständig disqualifiziert. Wenn ich reich wäre, würde ich mein Geld nie einer Bank anvertrauen, die ihr eigenes ihr Portfolio an die Wand fährt und sich danach aus der Verantwortung stiehlt. Ich denke die Marke UBS ist zu einer Hypothek für die Schweiz geworden. Mit dem Stabilisierungsprogramm hat der Bundesrat, SNB mit der UBS die dümmste aller Lösungen gefunden. Die Abwanderung der UBS-Kunden geht weiter oder wurde gar verstärkt und das Vertrauen der anderen Banken in die UBS bleibt auf tiefem Niveau, siehe Bonität und Credit Default Swaps.

Andere Länder haben ihre Lösungen viel besser durchdacht, beispielweise Deutschland mit ihrem staatlichen Hilfsfond. Der deutsche Staat bekennt sich damit, ihren Banken zu helfen, aber nur wenn diese die Hilfe wirklich wollen und benötigen. Falls die Deutsche Bank die Krise ohne diese Staatshilfe durchstehen wird, wird sie eine der ersten Plätze als Grossbank bei der vermögenden Kundschaft einnehmen.

Die UBS wird ihren Niedergang als Vermögensverwaltungsbank kaum stoppen können, mit dem schlecht durchdachten Eingriff des Schweizer Staates hat sie definitiv ihr bisheriges grosses Vertrauen verspielt.

Nebenbei: Die UBS musste diese Woche in Deutschland die beiden Immobilienfonds UBS Euroinvest und UBS 3 Kontinente „einfrieren“.