Obwohl die beiden Grossbanken UBS und Credit-Suisse (CS) in der aktuellen Finanzkrise ihre Bilanzsummen seit dem Rekordhoch stark reduziert haben, beträgt die Summe der beiden Bilanzen noch immer zirka 440% des geschätzten nominellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Schweiz.
Schweizer Grossbanken sind noch immer systemrelevant für das Weltfinanzsystem
Das Financial Stability Board hat 30 Finanzinstitutionen als systemrelevant taxiert, darunter fallen auch die CS und UBS. Ich habe bisher nicht gehört, dass die beiden schweizerischen Grossbanken von der Liste der weltweit systemrelevanten Finanzkonzerne gestrichen wurden.
Bundesrat Merz verneint eine weiter Finanzhilfe für die UBS
Wenn Bundesrat Merz eine zukünftige Staatsrettung einer UBS oder Credit-Suisse verneint, ist dieser Herr sehr unredlich.
Quelle: SRF, Eco vom 3.05.2010
Es ist bedauerlich, dass die schweizerische Politik der Verführung am globalen Finanzmarkt unterliegt und die damit eingegangenen Risiken ausblendet.
Die Glaubwürdigkeit des Bundesrat Merz
Im Folgenden überlasse es Ihnen, die Glaubwürdigkeit des Bundesrat Merz zu beurteilen:
Quelle: SonntagsZeitung vom 7.02.2010
Gesetzliche Verfolgung der Schweizer Grossbanken aus der Schweiz selten möglich
Die folgende Aussagen von Bundesrat Merz sieht man die Hilflosigkeit der Schweiz gegenüber ihren Grossbanken:
Quelle: SF1, Eco vom 3.05.2010
Scheinbar können die Mitarbeiter der beiden Grossbanken im Ausland unbehelligt und massiv gegen das örtliche Recht verstossen. Die Schweiz kann danach nur noch die Konsequenzen dieser Handlungsweise tragen.
Die schweizerischen Behörden können die ausländischen Aktivitäten ihrer Grossbanken kaum vollständig überwachen, obwohl die Schweiz bzw. die Nationalbank als lender of last resort letztendlich das Risiko trägt. Es darf nicht vorausgesetzt werden, dass von den über 40’000 der 64’293 im Ausland arbeitenden UBS Mitarbeitern bzw. die Mitarbeiter der CS sich nicht an den Finanzmärkten verzocken und damit mit dem Schicksal der Schweiz spielen.
Grossbanken mit hohem Kredithebel und Auslandaktiven
Die Auslandaktiven der Grossbanken betragen mehr als 2/3 ihrer Aktiven. Eine UBS arbeitet noch immer mit einem Kredithebel von 25 bzw. gemäss der Finma mit einem leverage ration von 4.12%. Wenn es an den Finanzmärkten wieder zu starken Verwerfungen kommt, sind 4% Abschreibungen alles andere als viel. Natürlich können die Grossbanken mit hohen Summen von geliehenem Fremdkapital eine Rendite von 20 und mehr Prozent auf dem Eigenkapital erreichen.
Letztendlich zahlen die Grossbanken viele ihrer hohen Gehälter im Ausland und bezahlen Steuern an die entsprechenden Länder; nachschusspflichtig ist aber nur die Schweiz. Die Schweiz trägt ein gigantisches Risiko, die in keinem vernünftigen Verhältnis der Steuererträge und den schweizerischen Arbeitsplätzen der beiden Grossbanken gegenüberstehen.
Die wahren Bedrohungen für die Schweiz
Kaum ein anderes Land in der Welt ist pro Kopf der Bevölkerung so stark finanziell mit dem internationalen Finanzsystem verknüpft wie die Schweiz. Wenn die finanziellen Verpflichtungen im Verhältnis zum BIP gesetzt werden, steht die Schweiz, gemäss CNBC-Countries Overloaded With Debt, an dritter Stelle der 75 grössten Volkswirtschaften. Dabei beträgt das Verhältnis externer Schulden zum BIP 382.2%, Italien mit "nur" 147.4% hat weitaus weiniger Auslandsverpflichtungen im Verhältnis zu ihrem BIP.
Nicht nur gewisse Banker haben das Realitätsbewusstsein verloren auch ein gewisser Schweizer Armeechef Blattmann…
Die bizarren Bedrohungsbilder der Schweizer Armee
Neulich erschien vom Armeechef André Blattmann eine geografische Karte mit Risikoländern in Europa bzw. Nordafrika:
Quelle: SF Tagesschau vom 14.03.2010, Kopfschütteln über Gefahrenkarte von Armeechef Blattmann
Blattmann teilt mögliche Gefahrenlagen nach folgenden Kriterien ein: Währungszerfall, Gefahr einer Wirtschaftskrise und hoher Arbeitslosigkeit (Dollarzeichen); soziale Unruhen wegen der Wirtschaftslage und Arbeitslosigkeit von über 10 Prozent («schwarze Explosion»); Auseinandersetzungen ethnischer, religiöser oder politischer Natur («orange Explosion»); Attentate seit den Anschlägen vom 11. September 2001 («rote Explosion») sowie Länder, welche über Massenvernichtungswaffen verfügen (Atombombe).
Zerfallendes Finanzsystem kann nicht mit Panzern und Militärflugzeugen verteidigt werden
Wenn beispielsweise der Euro zerfällt und daraus soziale Unruhen in unseren Nachbarländern entstehen, dann ist die Schweiz auf Grund ihrer finanziellen Verpflichtungen längst zu einem Armenhaus mutiert. Die über eine Billion CHF an Auslandaktiven der Grossbanken würden früher oder später stark von Ausfällen getroffen.
Auch die Nationalbank ist mit fast CHF 250 Milliarden die Herrin einer aufgeblasene Bilanz. Die Bilanzsumme der Riksbank des vergleichbaren Staates Schweden ist weitaus bescheidener.
Vielleicht sollte die Schweizer Armee sich einmal mit den wirklichen Bedrohungen oder auch Chance befassen. Die grösstenteils begrüssenswerte wirtschaftliche Verknüpfung der Schweiz mit dem Ausland kann nicht mit Panzern und Militärflugzeugen verteidigt werden.
Links zur Problematik „Too Big To Fail“
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