Vor zwei Jahren erhielt jeder National- und Ständerat ein neues Notebook. Kürzlich wurde dieses mit einem neuen Modell für CHF 1’700 ersetzt. Eigentlich hätten die Politiker erst nach 4 Jahren mit dem Anfang der nächsten Legislaturperiode ein neues Gerät erhalten sollen. Gemäss den Parlamentsdienstsprecher Stucki beschwerten sich einige Parlamentarier über das Betriebssystem (OS) Windows Vista und wünschten sich das Betriebssystem Windows 7. Diese vorzeitige Erneuerung kostet dem Bund zirka CHF 240’000.

Arbeiten Politiker mit dem Betriebssystem?

Ich wäre sehr interessiert zu wissen, wie die Politiker mit diesen Geräten arbeiten. Ich bin erstaunt der Benutzerreklamationen an Betriebssystem eines beruflich genutzten Computers. Es stellt sich mir die Frage, ob die Benutzer mit dem Betriebssystem arbeiten oder wie erwünscht ihre fachlichen Applikationen benutzen?

Ob Windows Vista oder Windows 7 für den „Bürobenutzer“ unerheblich

Sogar für mich als Informatiker spielt es kaum Rolle ob ich meine gebräuchlichen Applikationen unter Vista oder Windows 7 starte. Zudem sind die Änderungen von Vista nach 7 gering ausgefallen. Nachdem ich mich am Computer angemeldet habe, starte ich eine Applikation wie beispielsweise die Entwicklungsumgebung Eclipse – dies ist beispielweise eine fachliche Applikation für den Softwareentwickler. Diese Aufgabe erfüllen zig Betriebssysteme wie beispielsweise Ubuntu, Windows, Mac OS X usw. Ich bin überzeugt, nur wenige Parlamentarier könnten uns mehr als 3 Neuerungen an Windows 7 gegenüber Windows Vista aufzeigen.

Entscheidungen für oder gegen ein bestimmtes Betriebssystem sollten nicht vom Standardbenutzer getroffen werden, letztendlich ermöglicht das OS „nur“ den Betrieb des Computers. Wenn ein Benutzer glaubt, mit Windows 7 aber nicht mit Vista arbeiten zu können, dann würde ich untersuchen, wie dieser Benutzer mit seinem Computer arbeitet.

Die Verantwortlichen für die Kosten, Wartung, Sicherheit usw. sind die Entscheidungsträger für die Wahl eines Betriebssystems, dabei sollte eine mögliche negative Mainstreampresse wie im Falle von Windows Vista schlicht ignoriert werden.

Wer Geld für eine solche Sinnlosigkeit ausgibt, sollte nicht wieder gewählt werden oder sind es die zusätzlichen Spiele von Windows 7? Ich bin sehr besorgt, dass sogar die schweizerische Politikelite auf Grund der schlechten Presse über Windows Vista sich in unnötige Ausgaben stürzt, ich hätte bei solchen Menschen ein rationales Verhalten erwartet.

Übrigens diesen Text habe ich unter Windows Vista oder war es doch Windows 7 geschrieben. Es hätte auch Ubuntu oder Mac OS X sein können, das Resultat ist dasselbe!

Politik aktuell

Seit dem Rücktritt des 67-jährigen Bundesrates Pascal Couchepin, können sich die Schweizer Parlamentarier in den nächsten Monaten wieder der seichten Personalpolitik hingeben. Von der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise sind sie völlig überfordert. Wobei es selten auch, einige Lichtblicke gibt, beispielweise verabschiedete der Ständerat eine Motion zur Förderung von Solarenergie, siehe „Eine Milliarde für warmes Wasser“.

Natürlich hat der Bundesrat seine Einwände gegen diese Motion, er siehe Kapazitätsprobleme bei dem Gewerbe und selbstverständlich auch bei der Finanzierung. Der Bundesrat hatte am 15.10.2008 zusammen mit der Schweizerische Nationalbank (SNB) beschlossen die UBS mit USD 60 Milliarden zu stützen. Die Stützungsmassnahmen wurden später auf USD 38.7 Mrd. plus CHF 6 Mrd. reduziert. Bei der Rettung einer Grossbank war der Schweizer Staat sehr grosszügig, aber bei einem nachhaltigen Geschäft wie der Förderung von Solarenergie, fehlt auf einmal das nötige Kleingeld.

Quantitativen Wachstum auf Kosten der Umwelt

Die Politik und Wirtschaft hängt noch immer am quantitativen Wachstum, sicherlich funktioniert dies noch immer für die ärmsten und die Schwellenländer dieser Welt. Die industriellen Staaten sollten sich vermehrt auf ein qualitatives Wachstum einstellen. Leider hat das Steinzeitgehirn unserer Politiker und Wirtschaftsführer noch nicht erkannt, dass ein qualitatives Wachstum mit Fokussierung auf weniger Ressourcenbeanspruchung und im Einklang mit der Umwelt möglich ist. Die globale Produktionskapazität der Autobranche im Jahr 2009 beträgt zirka 90 Millionen Autos – 50 Millionen würde die Nachfrage vollständig decken. Die Rettung von schlechten Unternehmen wie GM, Chrysler und wahrscheinlich auch Opel, zeigt die Unfähigkeit der Politiker, weiter als bis zum nächsten Wahltermin zu denken. Wenn schon Stimulationspakete geschnürt werden, sollten diese 100% zukunftsgerichtet sowie nachhaltig sein und nicht künstlich die umweltzerstörende Technologie des letzten Jahrhunderts am Leben erhalten. Wenn in Deutschland für den Erhalt einen Opel-Arbeitsplatz zirka EUR 200‘000 Staatsgeldern subventioniert wird, frage ich mich schon, wie lange die Politiker eine vernünftige Umweltpolitik noch hinauszögern wollen. Die Technologie für alternative Energien ist heute schon so fortgeschritten, dass sich ein wirtschaftlicher Einsatz durchaus lohnt. Auch der innovative Einsatz der Kommunikations- und Informationstechnologie würde es ermöglichen die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch deutlich zu senken.

Vorschlag für ein alternatives Konjunkturprogramm

Heute wird von den Arbeitgebern ein langer Arbeitsweg ihrer Angestellten nicht als etwas negativ wahrgenommen, es werden sogar teilweise Zulagen bezahlt. Zudem wird ein aufwändiger Arbeitsweg mit mehr Steuererleichterungen belohnt. Im Gegenteil sollten Unternehmen die ihren Angestellten einen kurzen Arbeitsweg ermöglichen, belohnt werden. Eine Schienen- und Strasseninfrastruktur weiter auszubauen damit diese Verkehrsaufkommen während des Ferienverkehrs und Stosszeiten standhält, ist reine Geldverschleuderung und zerstört die Umwelt. Ich hatte in den letzten Jahren ein Arbeitsweg von zirka 110 Minuten, wobei ich wenigsten dabei je 20 Minuten mit dem Rad bzw. mit gehen bewältigte, somit konnte ich 40 Minuten der körperlichen Bewegung zu rechnen. Viele der Geschäftsreisen für irgendwelche Sitzungen können heute problemlos mit den Videokonferenzsystemen bewältigt werden.

Telearbeit fördern

Der durchschnittliche US-Amerikaner fährt ein zu grosses und schweres Auto, sie wohnen in zu grossen und schlecht isolierten Häusern und opfern pro Arbeitstag im Durchschnitt mehr als 45 Minuten für den Arbeitsweg. Je besser ausgebaut die Verkehrsmittel sind und je schneller diese die Fortbewegung ermöglichen, umso länger werden die Arbeitswege und umso mehr Personen sind täglich unterwegs, dies gilt auf für die Schweiz. Statt weiterhin Milliarden in Strassen und Schienen zu investieren, sollte die heutige vorhandene Informatiktechnologie ihren Möglichkeiten entsprechend genutzt werden, damit könnte die Arbeit zu Arbeitenden gebracht werden und der Arbeitende müsste nicht unnötig Zeit opfern und die Umwelt unnötig belasten, um sich zur Arbeit zu transportieren.

Die Politik müsste die Unternehmen zu Lösungen mit Telearbeit motivieren. Es gibt verschiedene Formen von Telearbeit, diese muss nicht unbedingt von zuhause erfolgen, es gibt beispielsweise Nachbarschaftsbüros die nicht Arbeitgeber gebunden Telearbeitsplätzen anbieten. Hierzu müsste der Bund sicherlich die Führung bei der Lancierung solcher Nachbarschaftsbüro übernehmen.

Arbeitsstellen optimiert auf Arbeitsweg tauschen

Sehr viele Berner gehen nach Zürich arbeiten und vice versa. Dies kann beispielsweise während den Stosszeiten in den Zügen zwischen diesen beiden Städte beobachtet werden. Ich bin überzeugt, dass sehr viele Arbeitsplätze auf Arbeitsweg optimiert werden könnten, d.h. die viele Arbeitsstellen könnten beispielsweise zwischen den Bernern und Zürchern abgetauscht werden ohne Qualitätseinbusse für den Arbeitgeber aber einem grossen Gewinn der Lebensqualität für den Arbeitnehmer.

Der Bund oder die Kantone können einen solchen Stellenabtausch fördern.

Was macht die Politik…

Unsere verkrusten Politiker sollten endlich agieren und sich nicht immer nur durch den Lobbyismus der Wirtschaftsführer des Autozeitalters die Richtung vorgeben lassen. Ich bin schon erstaunt wie wenig innovativ die Politik ist, anderseits wird dies auch verständlich, besteht doch unser Bundesrat in der Mehrheit noch immer aus alten Herren, die wahrscheinlich mit der heutigen Technologie nicht mehr Schritt halten können.

Am 24.06.2007 habe ich genüsslich den Artikel „Computer machen keine Schule“ in der Sonntagszeitung gelesen. Aus diesem Bericht kommt hervor, dass es auch nach mehrjährigem Einsatz von Computer an Schulen noch keinen einzigen Beweis gibt, dass sich die Leistungen der Schüler dadurch verbessert hätten. Das erstaunt mich nicht, jedoch bin ich bestürzt, dass der Nutzen von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) an Schweizerschulen noch nie untersucht wurde. Erste Untersuchungen werden und wurden in Grossbritannien und der USA durchgeführt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des amerikanischen Bildungsministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass es für die Leistungen der Schüler keinen Unterschied mache, ob im Unterricht neue Medien eingesetzt werden oder nicht.

Ich habe mich immer gegen zu viel Computer an den Schulen ausgesprochen, doch meistens wurde ich nur belächelt. Es hiess: Wenn ein Informatiker gegen den durchdringenden Computergebrauch an den Schulen ist, so muss er wohl zu viel Joseph Weizenbaum gelesen haben. Nun ich habe noch kein Buch von Herrn Joseph Weizenbaum gelesen, ich bin mir aber bewusst das der Computer nur eine Maschine bzw. ein Werkzeug ist, wessen Bedienung sich laufend ändert. Wahrscheinlich sind unsere Bildungspolitiker von diesem Werkzeug ein bisschen überfordert. Glauben sie doch, ohne den frühen Einsatz an unseren Schulen könnten die Jugendlichen in der Digitalwelt nicht überleben.

Ich habe meinen ersten Computer, ein TI99/4A erst im Alter von 17 Jahren vor 26 Jahren gekauft, ich glaube, dadurch ist bei mir kein Wissensdefizit entstanden. Der Computer und mit ihm die Software hat sich seit diesem Zeitpunkt so stark gewandelt und wird dies mit Sicherheit auch in der Zukunft tun, dass die Halbwertszeit des Wissens über die Bedienung eines Computer sehr kurz ist. Den Einsatz von Computer an den Schulen in Erwägung zu ziehen damit die Kinder den Umgang mit dieser Maschine beherrschen ist völlig überflüssig.

Das Argument: Schulen mit Computer auszurüsten, um jedem Kindern den Zugang zu Computer zu ermöglichen ist nicht überzeugend. Als ich 1984 meinen ersten PC kaufte, bezahlte ich für ein leistungsschwaches Gerät Fr. 6700.–, heute kann ein gebrauchter Computer für ein paar 100.– Fr. ersteigert bzw. gekauft werden. Auch neue Geräte sind für niedriges Haushaltsbudget kein Luxusgut.

Ich glaube, das Denken findet noch immer im Gehirn statt und es spielt keine Rolle, ob ich dazu Bleistift und Papier oder einen teuren Computer verwende. Im Gegenteil der Computer bestraft voreiliges Denken zu wenig, „ich tippe mal etwas, kann es danach immer noch korrigieren“. Ich mutmasse, jemand der mit der Schreibmaschine mit beschränkten Korrekturmöglichkeiten schreiben lernte, wird auch heute mit einem Computer einen Brief schneller verfassen, weder solche Schreiber, die nie für vorschnelles Tippen bestraft wurden und dauernd korrigieren.

Denken fängt im Kopf und nicht auf der Tastatur an

Was weiter gegen den Computer spricht, ist die Angebotsvielfalt, sprich Internet, was viele Jugendliche und auch Erwachsene ihren eigentlichen Fokus vergessen lässt. Statt vielleicht die „langweiligen“ Rechenaufgaben zu lösen, schweift die Aufmerksamkeit auf die viel „interessanteren“ Inhalte des Internets.

Lernprogramme können sehr hilfreich sein

Ich bin aber nicht für die totale Abwesenheit des Computers an der Schule. Er sollte für die reine Informationsbeschaffung mit den Büchern gleichgestellt werden.
Einen weiteren Einsatz sehe ich bei der Benutzung von Lernprogramm die an ein unter- oder überdurchschnittliches Kind als Ergänzung zum Unterricht abgegeben werden. Ich muss beispielsweise mehr Zeit und Aufwand investieren, um durchschnittliche Leistungen bei Fremdsprachen zu erbringen. Dabei sind gut ausgewählte Sprachprogramme ein hervorragendes Lernmittel. Wobei die Motivation für die Benutzung solcher Programme ein Knackpunkt sein kann.

Fazit

Vielleicht genügen kleinere Budgets für den Computereinsatz an der Schule, dadurch hätte man Geld für den Schwimmunterricht, wären diese Schwimmlektionen nicht nachhaltiger?